Garten der Hoffnung- bustan-ul-amal (Garden of Hope)

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Einleitung

Der „Garten der Hoffnung” ist ein interkultureller Garten, der 2015 von Anwohner*innen und Geflüchteten, die im Jahr 2015 nach Deutschland kamen, gegründet wurde. Der Garten ist eine grüne Oase, bietet einen Spielplatz für Kinder, Sitzgelegenheiten und Beete mit Blumen, Kräuter und Gemüse. Er gehört zu einer Wohnanlage (Gebäudekomplex aus Containern), in der Geflüchtete vorrübergehend untergebracht sind. Diese Anlage befindet sich in Berlin Köpenick, einem Stadtviertel mit sozialen Problemen. Im Garten wird nach ökologischen Kriterien gewirtschaftet und alle Interessierten sind eingeladen mitzumachen.

“Bezieh die Leute ein, hab ein ehrliches Interesse, ein aufgeschlossenes Wesen und Geduld. Geduld mit dem Wetter, der Ernte und den Menschen. Der Erfolg ist, dass wir noch da sind. Es ist kein von oben-nach-unten-Ansatz, wo ich Lehrerin bin und mein Gegenüber Schüler ist. Alle tragen ihren Teil dazu bei.”
Koordinatorin

“Leg einfach los, es ist eine Möglichkeit was zu lernen! Geh und hilf, sei ein Teil des Projekts und hab Spaß.”
Gärtner

Adresse

Straße Alfred-Randt-Str. 19 PLZ Ort 12559 Berlin, Deutschland

Beschreibung des Gartens

Der Garten gehört zu einem Komplex aus drei Wohncontainern, in denen vorrübergehend geflüchtete Menschen untergebracht sind und befindet sich in einer ruhigen Nachbarschaft in der vorwiegend ältere Menschen und Familien leben.

Die Gartenfläche ist relativ klein, weniger als 100m², auf der 12 Hochbeete eingerichtet wurden. Die Fläche wird von den 400 Bewohner*innen der Container-Wohnanlage genutzt. Zwei Frauen mittleren Alters, eine gelernte Gärtnerin und eine Journalistin, betreuen jeden Freitag eine Gartengruppe, in der 3 bis 30 Personen aktiv sind. In den Hochbeeten werden Gemüsesorten wie Kartoffeln, Tomaten und Kräuter, die auch in der arabischen Welt (und dem Nahen und Mittleren Osten) bekannt sind, angebaut.. Daneben gibt es im Garten einen Schuppen für die Verstauung von Werkzeugen und Arbeitsgeräten, einen Pavillon und Bänke zum Ausruhen und einen Kindespielplatz. Zu Beginn seines Bestehens stand der Garten sehr im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Auf der einen Seite unterstützten viele Freiwillige und Spender*innen das Projekt, andererseits gab es Mitglieder*innen rechter Parteien, die gegen den Garten demonstrierten und ihn belagerten. Mit der Zeit ließ die Aufmerksamkeit, aber auch die Unterstützung nach. Derzeit kann man von einer friedlichen Koexistenz sprechen. Eine Schwierigkeit für den Garten ist die nur temporäre Unterkunft für die Geflüchteten, die im Jahr 2019 schließen soll. Allerdings sind auch alle Hochbeete und sonstige Installationen transportierbar. Der Aufbau des Gartens wurde mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt Berlin in Höhe von ca. 8.000 bis 10.000 Euro aufgebaut. Zusätzlich belaufen sich die jährlichen Kosten auf 4.000 bis 5.000 Euro. Mit Spenden und Sachmitteln wird der Garten gegenwärtig von einzelnen und institutionellen Unterstützer*innen finanziert.

Informationen und Betrachtungen

Das Ziel des Gartens ist es, Begegnungen zu ermöglichen, Dialog herzustellen und eine aufgeschlossene Gemeinschaft zu fördern. Der Garten verfolgte kein spezifisch integriertes Konzept als er geschaffen wurde und die Projektgründer*innen waren nicht hinsichtlich interkultureller Themen oder Schwierigkeiten geschult worden. Allerdings förderten ihre persönlichen Hintergründe, zum Beispiel eine interkulturelle Ehe und ein offenes und neugieriges Wesen, die Gründung eines Gartens, der von der lokalen Gemeinschaft und den aktiven Gärtner*innen geschätzt wird. Die Mitglieder*innen treffen sich jeden Freitag. Alle sind gleichberechtigt und es gibt keine Hierarchien im Garten.

Auch wenn der Garten offen ist für alle Bewohner*innen der vorrübergehenden Wohnanlage, besteht die aktive Gartengruppe vorwiegend aus Männern und Kindern. Neben dem Gärtnern, fungiert das Projekt auch als eine Form von Therapie und als Ort der Erholung und des Dialogs. Der Dialog findet informell während der Arbeit statt, aber auch in einer eher formalen Art während des wöchentliche stattfindenden Nachbarschaftscafés, wenn Anwohner*innen den Garten und die Unterkunft besuchen. Die Gartenkoordinatorinnen halten zwei Aktivitäten für wichtig um eine Gemeinschaft zu schaffen. Zum einen sind dies die gärtnerischen Aktivitäten wie Hochbeete anlegen und herrichten, zum anderen kommunikative Aktivitäten wie das Nachbarschaftscafé. Sie wiesen darauf hin, dass sie die Aktivitäten als eher kreative Prozesse sehen, die nicht konkret durchorganisiert sind. Dennoch betonen sie, dass sich die Teilnehmer*innen innerhalb der Gruppe mehr intuitiv entsprechend ihrer Fähigkeiten und Interessen organisieren, während die Koordinatorinnen die Materialien für die Aktivitäten beschaffen.

Da eine der Koordinatorinnen hauptberuflich Gärtnerin ist, nutzt sie ihr Netzwerk, um Materialien, Sträucher, Bäume, Setzlinge, Behälter, Erde und Düngemittel zu beschaffen, während die andere Koordinatorin, von Beruf Journalistin, Spenden einwirbt, Anträge schreibt und Formulare zur Sicherung finanzieller Unterstützung ausfüllt. Beide Arten von Fähigkeiten sind notwendig, um das Projekt zu sichern.

Die Koordinatorinnen erklärten weiterhin, dass bei n alle Aktivitäten im Garten Zeit für Gespräche, Gedankenaustausch und gemeinsame Mahlzeiten eingeplant werden sollte, schließlich sollen die Aktivitäten gemeinschaftsbildend sein.

Als notwendige Kompetenzen nennen sie Aufgeschlossenheit, Geduld, handwerkliche und bestimmte gärtnerische Fähigkeiten. Die beiden Frauen sind sich einig, dass diese Kompetenzen nicht bei einer Person allein vorkommen müssen, da diese Fähigkeiten in der Gruppe aufgeteilt sein können. Außerdem lernen Menschen voneinander und entwickeln sich im Laufe der Zeit weiter.

Die Initiatorinnen des Gartens suchen Kooperationen zu anderen interkulturellen Gartengruppen in Berlin, um weiteren Austausch herzustellen. Bisherige Versuche waren allerdings noch nicht erfolgreich. Es findet ein regelmäßiger Austausch zwischen Gartenmitgliedern und einem Seniorenheim statt. Zusätzlich engagieren sich Schulklassen und andere Besuchergruppen und helfen bei Baumaßnahmen, Dekoration und Instandsetzungsarbeiten.

Chancen/Möglichkeiten

Der Garten bietet verschiedene Lernmöglichkeiten: Gartenwissen, handwerkliche Fähigkeiten, Sprache und interkultureller Austausch. Die Gärtner*innen und Gartenkoordinatoriennen betonen ausdrücklich, dass innerhalb des Gartenprojekts jede Person zugleich Lernende*r und Lehrende*r ist, da jede*r einen individuellen Hintergrund hat und eigene Fähigkeiten und Erfahrungen ins Projekt einbringt. Besonders Kinder und Teenager, die in der Gartengruppe mitwirken, haben sehr schnell Deutsch gelernt und können aktiv ihre Kenntnisse im Gemüseanbau weitergeben. In ihren Heimatländern unter den Familien, die auf dem Land aufwuchsen, halfen die Kinder ihren Eltern, die beruflich in der Landwirtschaft tätig waren oder nebenbei im eigenen Garten als Hobbygärtner aktiv waren.

Die Anerkennung von Diversität ist ein wichtiger Aspekt für alle Gartenmitglieder. Nähe, Vielfalt, Gespräche und Vertrauen sind für alle Gartennutzer*innen unerlässlich und die Basis für Freundschaft und soziales Miteinander, die als die wichtigsten Werte gesehen werden. Darüber hinaus wird der Garten als Ort für Erholung und Therapie gesehen, ebenso als eine willkommene Ablenkung von den Umständen (enge, begrenzte Bedingungen, kaum Privatheit) in der Unterkunft.

Herausforderungen/ Schwierigkeiten

Neben all den positiven Erfahrungen und Vorteilen stand die Gartengruppe einigen Herausforderungen gegenüber, zum Beispiel von der lokalen Gemeinschaft akzeptiert zu werden. Zu Beginn des Gartenprojekts stieß die Gruppe auf Widerstand von Mitgliedern rechter Parteien, doch durch die Unterstützung aus der Nachbarschaft und Demonstrationen führte letztlich zur Akzeptanz des Projekts. Innerhalb der Gartengruppe gibt es kaum interpersonelle Spannungen oder Konflikte wegen gärtnerischer Methoden oder Verteilungen der Ernte, da alle Erzeugnisse allen gehören. Kleine Vorkommnisse - wie Erzeugnisse, die nachts verschwinden - werden mit einem Augenzwinkern hingenommen.

Zwischenmenschliche Probleme werden in der Gruppe per Kommunikation gelöst. Die Gespräche finden dann auf Deutsch, Englisch und in Arabischer Sprache statt. Gruppenmitgliederübersetzen. Diese Gespräche finden im persönlichen Kontakt statt und weniger online, da nicht alle Gruppenmitglieder nutzen mobile Messenger wie „Whatsapp“ oder ähnliches, soziale Medien oder Computer generell nutzen.

Allgemeine Überlegungen

Ein Aspekt, der von den Garteninitiatorinnen hervorgehoben wurde, ist, dass häufig externe Personen oder Gruppen den Garten besuchen. Dies wird geschätzt um Aufmerksamkeit und Unterstützung für das Projekt zu erhalten und auch, um Austausch zu ermöglichen. Allerdings sind diese Besuche nicht regelmäßig, daher ist es schwieriger für viele Migrant*innen echte Beziehungen und Vertrauen aufzubauen. Stabilität und Regelmäßigkeit werden als wesentliche Beiträge zu Empowerment gesehen. Als die für den Erfolg des Projekts verantwortlichen Faktoren nannten die Gartenkoordinatorinnen der partizipativen Ansatz („bottum-up“) zum Aufbau der Gruppe. . Sie halten einen „top-down“ Ansatz von oben nach unten für hinderlich in Bezug auf verbindliches Engagement, Motivation und Lernen der Gruppenmitglieder.

Der Garten existiert nach wie vor und wurde nie attackiert oder zerstört, obwohl es Probleme mit rechten Parteien gab. Vertrauen, Freundschaft, Akzeptanz und Geduld sind wichtige persönliche Fähigkeiten, die in dem Projekt entwickelt und gepflegt werden müssen.

Bezüglich der Lehren, die aus dem Garten gezogen werden können und die nützlich sind für andere Gärten im Entwicklungsstadium, betonen die Gartenmanagerinnen vor allem Geduld und Aufgeschlossenheit. Sie weisen auch daraufhin, dass jedes Gartenprojekt einzigartig ist weil Menschen und ihre Dynamiken individuell sind. Jedes Projekt für sich ist besonders. Der Anspruch, dass ein Vorgehen für alle Projekte passe, sei zum Scheitern verurteilt.

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