Ateljéns Trädgård – Ateliergarten an der Folkuniversitetet in Växjö, Schweden

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Einleitung

Der „Ateliergarten“ an der Folkuniversitetet in Växjö zieht Menschen aus verschiedenen Kulturen an. Der Garten wird seit einigen Jahren als Ort der Rehabilitation genutzt (z.B. für Menschen mit langen Krankheitsphasen oder langer Arbeitslosigkeit). Im Ateliergarten in Växjö gibt es einen schwedischen Gärtner, der bei der Folkuniversitetet beschäftigt ist. Dieser Ort ist in den letzten zwei Jahren zu einem Treffpunkt für Migranten*innen geworden, die Schwedisch lernen und mehr über die schwedische Gesellschaft und Kultur erfahren wollen. Es hat sich bewährt, eine gemischte Gruppe von Schwed*innen und Migrant*innen zu haben. Der Garten ist zu einem attraktiven Ort geworden, und viele Besucher*innen von anderen Organisationen aus Südschweden kommen zu Besuch.

“Als ich als gerade angekommener Geflüchteter nach Schweden kam und die Möglichkeit hatte die Rehabilitation im Studio mitzumachen, konnte ich lernen wie man im schwedischen Klima anbaut. Wir haben nicht viel Platz für den Anbau im Garten und alle Flächen müssen auf die beste Art und Weise genutzt werden. Wir haben verschiedene Schritte eingeführt, um das Anbauen zu lernen. Das hängt damit zusammen, dass wir verschiedene Arten des Anbaus lernen werden, aber auch, weil wir die Wörter lernen sollen, die für Pflanzen und Erzeugnisse genutzt werden, so dass wir die schwedische Sprache in Wörtern und Sätzen üben können.”

Adresse

Straße Folkuniversitetet, Linebornsplan 11|PLZ Ort Växjö, Sweden (VRM6+89 Växjö)

Beschreibung des Gartens

Der Ateliergarten befindet sich in der Nähe des Zentrums von Växjö. Dieser Garten entstand aus dem Bedarf heraus, einen Ort für Rehabilitation zu schaffen. Dies ist ein Garten für Menschen, die langfristig krank oder arbeitslos sind. Wir entdeckten, dass Geflüchtete, die traumatische Erfahrungen bei der Flucht aus ihren Heimatländern gemacht hatten, auch einen großen Bedarf an Rehabilitation in Form von Gartenarbeit hatten. Der Garten ist wie ein Villengarten angelegt. Es gibt Gewächshäuser und Hochbeete, zusätzlich haben die Gärtner*innen Bereiche für verschiedene Pflanzengruppen geschaffen, so dass es eine Fläche für den Anbau von Beerenobst und einen Kräutergarten gibt (ca. 25 m²). In einem weiteren Teil des Gartens widmet man sich kreativer Handarbeit, die die Menschen mit der Umwelt verbindet. Das Atelier wurde bei Gründung von Schwed*innen besucht, die arbeitslos wurden und Unterstützung brauchten, um soziale Beziehungen zu erfahren und um wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren zu können. Es gibt kleine Oasen mit Sofas und Tischen im Garten, damit die Menschen im Sommer ihr Mittagessen im Freien genießen können. Die Kosten für den Bau des Gartens wurden von der Folkuniversitetet zusammen mit der schwedischen Sozialversicherungsanstalt und dem Arbeitsamt übernommen. Die laufenden Kosten betragen 10.000 Euro pro Jahr. Es gibt finanzierte Plätze für die Rehabilitation von Menschen, die krank sind und nach der Rehabilitation wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren sollten. Folkuniversitetet besitzt den Garten und das Gebäude in Växjö.

Pro Woche nutzen 15 Personen den Garten. In den teilnehmenden Gruppen waren zu gleichen Teilen Frauen wie Männer vertreten. Die Migrant*innen kommen vom Balkan, China und aus vielen arabischsprachigen Ländern. Wir haben festgestellt, dass unter den Menschen mit Migrationshintergrund viele Leute über ein gutes Anbau- und Gartenwissen verfügen, welches sie bereits in jungen Jahren erworben haben. Sie haben auf natürliches Weise an den familiären Traditionen teilgenommen und so auch gelernt, wofür die verschiedenen Pflanzen verwendet werden können.

Den Ateliergarten besucht eine Gruppe von Menschen, die eine lange traumatische Phase durchgemacht hat. Sie wurden durch die Folkuniversitetet und die schwedische Sozialversicherungsanstalt Växjö kontaktiert. Das Ziel ist die Rehabilitation dieser Menschen, so dass sie in ein normales Arbeitsleben zurückkehren können. Das Atelier hat schon vorher Rehabilitation für Menschen mit langwierigen Krankheiten angeboten, denen so geholfen wurde.

Die Garteninitiative möchte auch Migrant*innen mit dieser Form von Rehabilitation helfen. Im Jahr 2015 kamen viele Geflüchtete nach Schweden und viele von ihnen hatten traumatische Erfahrungen auf ihrer Flucht gemacht. Der Ateliergarten ist ein guter Ort zur Rehabilitation. Zusammen mit den Gartenkoordinator*innen werden individuelle Studienpläne erstellt, in denen schwedischer Sprachunterricht und Gartenarbeit als Form der Rehabilitation integriert werden.

Im Ateliergarten gelten die gleichen Werte für alle, unabhängig von ethnischem Hintergrund, Geschlecht, Religion oder politischer Orientierung einer Person. Wir wollen den Menschen als Ganzes sehen und geben ihm deshalb die Möglichkeit, ihr/sein Wissen im Garten zu teilen oder andere Kenntnisse, z.B. zum Zubereiten der geernteten Pflanzen, oder ob sie/er Wissen über Kräuter hat, die sowohl zum Kochen als auch für alternative Medizin genutzt werden können. Die Teilnehmer*innen lernen in der Gartengruppe voneinander und schaffen auch ein Gefühl der Sicherheit durch die geteilten multikulturellen Erfahrungen.

Einige Migrant*innen haben gemeinsam ein Buch über Kräuter und ihre Verwendung verfasst. In der Gruppe, die am Garten teilnimmt, ist die schwedische Sprache der Schlüssel zu einer besseren Integration. Da die Gartennutzer*innen aus verschiedenen Ländern kommen und nicht die Sprache der anderen Personen sprechen war es selbstverständlich, so viel Schwedisch wie möglich zu lernen. Schwedisch zu sprechen stärkt in dieser Situation das Selbstvertrauen. Sie fühlen sich sicherer, Schwedisch auch in anderen Kontexten zu sprechen, was dann wiederum auch dazu führt, die Sprache schneller zu lernen.

Der Ateliergarten ist ein Treffpunkt, an dem man zusätzliche Unterstützung erhalten kann, um gute Fähigkeiten für eine Arbeitsaufnahme oder für die Rückkehr an eine Arbeit zu erwerben. Durch Berufsausbildung oder Rehabilitation im kreativen Umfeld des Ateliergartens erhalten die Gartennutzer*innen auch die Möglichkeit, neue Fähigkeiten und Kompetenzen zu entwickeln. Zusätzlich helfen ein persönliches Coaching und Stressmanagement.

Chancen und Möglichkeiten

Im Ateliergarten gibt es Unterstützung durch erfahrene und engagierte Betreuer*innen in den verschiedenen Bereichen Kunst, Handwerk und Gartenarbeit. Sie veranstalten auch Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen, zusammen mit verschiedenen öffentlichen Gruppen. Die Teilnehmer*innen können sich beispielsweise im Marketing und Networking ausprobieren.

Die Betreuer*innen holen die Teilnehmer*innen dort ab, wo sie stehen. Gemeinsam listen sie Stärken, Kenntnisse und Erfahrungen auf, die zu zukünftigen Arbeitsstellen und einem Studium führen können. Einige der verschiedenen Kurse, die sie im Atelier besuchen können, sind zu Textilhandwerk und Malerei, Bildhauerei und Betonguss. Darüber hinaus besuchen die Teilnehmer*innen verschiedene Unternehmen, und fragen nach Möglichkeiten um ein Praktikum bei ihnen zu absolvieren.

Im Garten übernehmen die Teilnehmer*innen verschiedene Arten von Aufgaben wie Säen, Hochbeetbau und allgemeine Gartenarbeit. Sie nutzen digitale Bildbearbeitung und Fotografie, um ihre Arbeit zu dokumentieren.

Die Gartennutzer*innen arbeiten daran, ihre Netzwerke zu erweitern und Kontakte für die Arbeitssuche zu nutzen. Es besteht eine gute Zusammenarbeit und ein Erfahrungsaustausch mit der lokalen Bevölkerung und der Gemeinde. Coachings werden durchgeführt, um mit den Teilnehmer*innen individuelle Ziele für die Zukunft zu finden. Des Weiteren gibt es Trainings in Stressmanagement in Einzel- und Gruppensitzungen. Die Migrant*innen können sich so entwickeln, ankommen, die schwedische Sprache und die schwedische Kultur in ihrem eigenen Tempo kennenlernen. Das Gärtnern stellt eine Form der Rehabilitation dar, und kann zur Heilung beitragen. Man kann sich bei Arbeit mit den Händen besser fühlen, im Boden graben und verschiedene Kulturen im Garten anbauen, dies kann entspannend wirken.

Die Gruppe hat auch einen Kräutergarten, in dem eine Syrerin ihr Wissen über Kräuter vermittelt, indem sie zwischen verschiedenen Sprachen übersetzt und Projekte in der Art eines Kochbuchs begonnen hat.

Bedrohungen/ Herausforderungen

Das Leben in einer gewohnten Umgebung, in der sich die Menschen sicher fühlen, kann auch ein Nachteil sein, wenn man den nächsten Schritt in die Gesellschaft gehen will.

In Schweden gibt es eine staatliche Entschädigung im Falle von Krankheit oder Invalidität. Das führt dazu, dass sich auch bei erneuter Arbeitsaufnahme der Gehaltsbezug nicht deutlich erhöht, so dass viele in der Rehabilitationsphase bleiben wollen. Aus diesem Grund wurde eine zeitlich begrenzte Frist für diese Teilnehmer*innen geschaffen, um im Ateliergarten zu sein. Nach dieser Zeit bewerben sie sich für eine andere Aktivität oder einen Job.

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