Der Gesundheitsgarten der Gemeinde Kristianstad

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Einleitung

Das Projekt Hälso Trädgården startete im Jahr 2014. Die Einwohner*innen von Kristianstad stimmten für den Antrag zur Gründung eines Gemeinschaftsgartens im Zentrum von Kristianstad. Am Gesundheitsgarten beteiligen sich mehrere unterschiedliche Vereine. Einer dieser Vereine ist der “Hälsoträdengården friend’s“, ein gemeinnütziger Verein mit überwiegend älteren Mitgliedern. Ein anderer gemeinnütziger Verein, der sich um den Garten kümmert, ist ein Verein für körperlich behinderte Menschen zwischen 18-65 Jahren. In beiden Vereinen gibt es einheimische Mitglieder sowie Menschen mit Migrationshintergrund.

Jeder der möchte kann sich an den Gartenarbeiten im Gesundheitsgarten beteiligen. Viele der Einwohner*innen von Kristianstad haben keinen eigenen Garten und der Gesundheitsgarten bietet ihnen die Möglichkeit zu gärtnern. Viele der Bewohner*innen von Kristianstad brauchen den Garten, um einen Ausgleich zu haben. Somit ist der Garten ein naturnaher Begegnungsort, an dem sich die Bewohner*innen des Viertels treffen, und sich dabei an der Gartenarbeit beteiligen können.

Die Erfahrungen der Beteiligten sind insgesamt sehr positiv. Manchmal kann es jedoch zu Missverständnissen zwischen den unterschiedlichen Kulturen kommen. Hier ein Beispiel: Im Gesundheitsgarten gibt es die Regel, dass jede Person die möchte, Beeren, Früchte oder Gemüse ernten darf um diese zu probieren. Es ist jedoch nicht erlaubt zu ernten, um sich das Obst und Gemüse mit nach Hause zu nehmen. Dies war in der Vergangenheit ein Problem und es war viel Aufklärungsarbeit nötig, um allen Beteiligten die Gartenregeln zu verdeutlichen.


“Das beste an dieser Arbeit ist es, durch ganz alltägliche Gespräche Schwedisch zu lernen und dass wir die meiste Zeit im Freien sind. Ich kann hier jeden Tag neue Dinge lernen.“ „Wir, die im Garten arbeiten, sind ein nettes Team. Wir sind derzeit zwei syrische Praktikant*innen und wir können den Menschen hier auch erzählen, was wir in unserem Heimatland so anbauen. Der Unterschied besteht darin, dass es in Syrien wärmer ist und hier ist es das halbe Jahr über Winter. Die anderen Gruppen und Ehrenamtlichen sind freundlich und helfen uns Schwedisch zu lernen und die Kultur in diesem Land zu verstehen. Wir können auch etwas von unserer Kultur teilen und viele Menschen finden dies interessant.“

Zitate einer Migrantin des Gesundheitsgartens und eines Praktikanten

Adresse

Koordinaten: 56.02889°N 14.15328°E|Straße: Tivolibadsgatan 4|PLZ Ort: 29180 Kristianstad

Beschreibung des Gartens:

Der Gesundheitsgarten ist Teil einer großen Parkanlage namens Tivoliparken und ist vom Zentrum aus in fünf Gehminuten erreichbar. Das Grundstück, auf dem sich der Garten befindet, gehört der Gemeinde und ist 3000 m2 groß. Der Garten hat viele verschiedene Bereiche, wie z.B. einen Rosengarten mit über 100 verschiedenen Rosensorten, einen Kräutergarten, Obstbäume sowie Beerenfrüchte wie Himbeeren, Brombeeren und Johannisbeeren. Außerdem gibt es einen Bereich mit mehrjährigen Pflanzen, einen Bereich mit Zwiebelpflanzen wie Tulpen und Narzissen, Hochbeete, Gewächshäuser und einen Kompostierbereich. Im Park befindet sich auch eine Orangerie mit Küche, ein WC und ein Speiseraum. Der Speiseraum wird auch für die Durchführung von Gärtnerkursen genutzt. Im Gesundheitsgarten gibt es spezielle Hochbeete, die es Rollstuhlfahrern*innen ermöglichen, sitzend an den Beeten zu arbeiten. Es gibt einen separaten Kinderbereich, so dass sich auch Kinder im Garten aufzuhalten können. Es gibt Hühner und einen großen Hühnerstall, um den sich die Kinder kümmern können. Viele gemeinnützige Gruppen nutzen regelmäßig den Garten. Diese Gruppe bestehts aus ca. 45 Personen. Außerdem steht der Gesundheitsgarten jedem offen und er wird täglich von etwa 50 Personen genutzt. Die Kosten für den Aufbau des Gesundheitsgarten beliefen sich auf rund 12 Mio. schwedische Kronen.

Der Gesundheitsgarten in Kristianstad wurde gebaut, um allen Bewohner*innen der Gemeinde einen Garten zu bieten, in dem sie sich treffen können und um dort gemeinsam Pflanzen anbauen zu können. Immigrantengruppen aus der SFI-Ausbildung der Gemeinde (Schwedisches Integrationsprogramm) unternehmen Exkursionen in den Garten. Sie werden über den Garten informiert und werden eingeladen, dass sie gerne kommen können, um aktiv am im Garten mitzuwirken. Zudem kommen regelmäßig einzelne Migrant*innen und besuchen das Sprachcafé im Gesundheitsgarten.

Der Gesundheitsgarten wird auch von Schulklassen unterschiedlicher Jahrgangsstufen besucht. Die Kinder kommen, um sich die Hühner anzuschauen und dürfen sie füttern. Altenheime veranstalten im Gesundheitsgarten Meditations- und Yogakurse für Senior*innen. Die Senior*innen sitzen dabei in ihren Rollstühlen und machen Übungen und meditieren gemeinsam, um dadurch Harmonie und Ruhe zu finden.

  • Ein Schwerpunkt des Gesundheitsgarten liegt darauf, das Leben in Schweden zu erklären.
  • Eine Gruppe von Migrantin*innen, die erst seit kurzem in Schweden leben und noch über keinerlei Sprachkenntnisse verfügen, stellte sich vor und erzählte von ihren Herkunftsländern.
  • Als Hilfsmittel dienten ihnen Karten mit einfachen Bildern und Worten.
  • Bei einfachen Übungen müssen Lückentexte vervollständigt werden.
  • Die Migrant*innen haben verschieden Möglichkeiten um aus einfachen Wörtern Sätze zu bilden. Zu den regelmäßigen Besucher*innen des Gesundheitsgarten zählen: Ehrenamtliche, Mitarbeiter*innen des Gesundheitsgartens sowie Schulklassen und Lehrer von SFI, die an den verschiedenen Sprachkursen teilnehmen.

Chancen und Möglichkeiten

Ein Kernangebot des Gartens ist, dass jede Person im Garten willkommen ist, um Schwedisch zu lernen und gleichzeitig die Zeit im Garten genießen kann. Alle Nutzer*innen des Gartens, völlig unabhängig von Nationalitäten oder dem kulturellen Hintergrund, können voneinander lernen und den anderen Teilnehmer*innen etwas beibringen.

Der Gesundheitsgarten ist eine Gemeinschaft aus Ehrenamtlichen, von denen einige Führungen durch den Garten anbieten, um die Vielfalt der vorhanden Pflanzen zu zeigen und darüber zu erzählen. Diese Führungen werden auch für kleine Gruppen von Migrant*innen angeboten damit sie die schwedische Sprache hören, Fragen stellen können und somit ihre Schwedisch-Kenntnisse verbessern.

Verschiedene Aufgaben werden unter den ehrenamtlichen Helfer*innen verteilt, sie sind dann für die Umsetzung verantwortlich. Es gibt Workshops für Migrant*innen, wie z.B. ein Frühlingsfest, die Nacht der Kultur, den offenen Garten, spezielle Kurse zu Pflanzenaussaat und –anbau und es gibt Broschüren, um diese Angebote zu bewerben.

Das Ziel der Initiative ist es, Migrant*innen als Praktikant*innen zu gewinnen. Dieses Angebot wurde bislang sehr gut angenommen. Der Gesundheitsgarten hatte vor einiger Zeit für sechs Monate zwei Praktikant*innen mit Migrationshintergrund zur Verfügung, die im Anschluss Arbeit bei der Parkverwaltung der Gemeinde Kristianstad gefunden haben. Darauf folgten zwei neue Praktikant*innen, die dieselbe Ausbildung durchliefen. Dieses Programm wird seit zwei Jahren durchgeführt. Den Migrant*innen bietet sich dadurch die Möglichkeit schneller Schwedisch zu lernen und sich intensiver praktische Fähigkeiten aneignen zu können. Die Ausbilder*innen im Garten und die verschiedenen beteiligten Organisationen verfügen über spezielle Kompetenzen, um die Pflege eines Gartens zu vermitteln. Viele der Teilnehmer*innen und Migrant*innen hatten früher selbst eigene Gärten und einige darunter waren sogar professionelle Gärtner*innen.

Bedrohungen und Herausforderungen

Da am Gesundheitsgarten mehrere Organisationen und Menschen mitwirken wollen, kann es bei der Planung und der Verteilung der Aufgaben zu Problemen kommen. Während der Garten noch in der Bauphase war, gab es vielerlei unterschiedliche Vorstellungen. Um einen gemeinsamen Nenner zu finden und Entscheidungen besser treffen zu können, werden regelmäßig Versammlungen einberufen. Es ist wichtig, dass jede Person, die sich aktiv an den Arbeiten im Garten beteiligt, weiß, was ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten sind. Es ist jedoch ebenso wichtig, dass die Zeiten, in denen andere Gruppen im Garten aktiv sind, respektiert werden. Das Gleiche gilt für die Art und Weise wie diese ihre Aufgaben erledigen.

Die verantwortlichen Koordinator*innen laden die verschiedenen, an einer Teilnahme interessierten Gruppen und Vereine zunächst zu einem ersten Treffen ein, um gemeinsam zu entscheiden, welche Tage und Zeiten jeweils zur Verfügung stehen. Es wird dabei ein Plan erstellt, was gepflanzt werden soll, und besprochen, wer für welche Teile des Gartens die Verantwortung übernimmt. Es wird auch gemeinsam entschieden, wann die jeweiligen Gruppen Besichtigungen durchführen können, wie die Kulturtage geplant werden und wie die Herstellung und der Verkauf von Produkten aus dem Garten (z.B. selbst gemachte Marmelade) organisiert werden können.

Auch im laufenden Betrieb des Gartens wird gemeinschaftlich versucht, auftretende Probleme zu lösen. Dazu werden monatliche Treffen abgehalten an denen jeweils ein/eine von den jeweiligen Gruppen gewählte Vertreter*in teilnimmt. Diese Koordinationsgruppe, umfasst aktuell 120 Personen und stellt eine/einen Vorsitzende*n, einen/eine Schriftführer*in und einen/eine Schatzmeister*in.

Um sicher zu stellen, dass sich alle aktiv an der Pflege des Gartens beteiligen können, wird die Tagesordnung mit den teilnehmenden Gruppen und Vereinen jeweils vor den Treffen abgesprochen. Die Mitglieder der Gruppen stammen aus verschiedensten Kulturen, manche sind schon lange in Schweden, andere wiederum sind Neuankömmlinge. Es nehmen Menschen mit Behinderung teil und ein größerer Teil der Gartennutzer*innen sind Senior*innen. Um die Gruppen zusammen zu bringen, werden Entscheidungen in den im Frühjahr und Sommer stattfinden Veranstaltungen gemeinsam getroffen.

Für im Garten eingesetzten Praktikant*innen ist es eine zusätzliche Herausforderung Migrant*innen zu betreuen. Es müssen vielerlei fachliche Fragen beantworten werden und zusätzlich Hilfe bei der Integration geleistet werden. Dabei geht es oftmals um Fragen zur schwedischen Gesellschaft, zu kulturellen Unterschieden und zum sozialen Zusammenleben in Schweden.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, genügend Ehrenamtliche zu finden. Dies ist nötig, da nur wenige Koordinator*innen und Praktikant*innen für die Gartenarbeiten und die Koordination der ehrenamtlichen Gruppen verantwortlich sind. Es besteht ein großer Bedarf an Personal und ehrenamtlichen Helfer*innen. Der Personalmangel kann zu Problemen führen, und manchmal müssen deshalb, die im Garten angebotenen Aktivitäten reduziert werden.

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