Entwicklung von Tools zur Wissensvermittlung zur Samenvermehrung ohne eine gemeinsame Sprache.

“Das Verwenden von Zeichnungen, Rollenspiele und verschiedene Materialien stellen sicher, dass das Erlernen Spaß macht. Je praktischer und handlungsorientierter vorgegangen wird, desto einfacher ist es, ohne die Verwendung einer gemeinsamen Sprache Sachverhalte zu erklären. Ähnliche Methoden wie sie beim „Samenprojekt“ angewandt werden, können auch für andere Themen verwendet werden.”

Beschreibung der Aktivität

Im Rahmen des „Samenprojektes“ wurden Lehr- und Trainingswerkzeuge für den Gemeinschaftsgarten entwickelt. Dabei wird (bewusst) eine Sprache ausgewählt, die nicht von allen Gärtner*innen gesprochen wird. Das Projekt wurde von Frühjahr bis Herbst 2016 durchgeführt. Die Kernfrage war, wie man gärtnerisches Wissen weitergeben kann, ohne zu viel gesprochene Sprache zu verwenden. Das Projekt beinhaltete drei Workshops, einem Tagesausflug und einer Feier zum Abschluss des Projekts. Die Teilnehmerinnen waren allesamt weibliche Mitglieder der Gartengruppe. Für den Tagesausflug wurden auch deren Familienmitglieder eingeladen. Das Ziel des Projektes lautete, Wissen über Saatgut und Saatgutvermehrung zu vermitteln und zu zeigen, dass Menschen gemeinsam etwas lernen können, obwohl sie keine gemeinsame Sprache sprechen.

Notwendige Kompetenzen und erforderliche Ausbildung

Die Durchführung der Workshops erfordert Fachwissen über Saatgut und Saatgutvermehrung, sowie eine gute Beziehung zu den Gärtner*innen, um deren Teilnahme sicherzustellen. Die Koordinator*innen eines solchen Projektes sollten Methodenkompetenz darüber mitbringen, wie man ohne oder mit nur wenig gemeinsamen Sprachkenntnissen lehren und lernen kann. Vor Beginn des Projektes luden die Koordinator*innen eine Reihe von Expert*innen ein, um Methoden, die während der Workshops eingesetzt werden können, zu sammeln und zu entwickeln. Zeichnen, Zuordnen, Rollenspiele, Sortieren von Bildern und Demonstrieren von Vorgehensweisen waren hier die wichtigsten Lernmethoden.


Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit ARCHE NOAH durchgeführt. ARCHE NOAH ist eine Organisation, die sich der Sammlung und Erhaltung einer Vielzahl an Gemüse- und Obstsorten verschrieben hat.

Schritte zur Umsetzung der Aktivität

„Finde Expertise“: wenn man nicht selbst die Expertise mitbringt, sollten Expert*innen eingebunden werden, die über Wissen im Bereich Saatgut, Saatgutvermehrung und Erfahrung in der Vermittlung von Lehrinhalten verfügt.

„Stelle Lehrmethoden zusammen und plane die Aktivität“: Man kann sich von den angedachten Methoden inspirieren lassen, muss jedoch vorab sicherstellen, dass sie an die Projektgruppe angepasst sind. Im Falle von Macondo wurden Expert*innen für Spielpädagogik und interkulturelles Lernen eingeladen, um die methodischen Ansätze zu entwickeln. Ein übersichtlicher Zeitplan mit allen Einzelaktivitäten des Projektes ist sehr nützlich.

„Präsentiere vor der Gruppe“: Verwenden Sie einen gezeichneten Kalender mit allen Daten und Bildern der einzelnen Aktivitäten, damit das Projekt der Gruppe vorgestellt werden kann.

„Führe die Workshops durch“:

- Der erste Workshop 1 dient zur Einführung in das Projekt, in dem erklärt wird, was zu tun ist. In dieser Phase sollte ein*e Übersetzer*in vor Ort sein, um die Schlüsselelemente des Vorhabens zu erläutern. Die Einführung in das Thema soll zudem die Erfahrungen der Teilnehmer*innen mit Saatgut und Gemüse erfassen, sowie eine Übersicht über die Herkunft der Teilnehmer*innen und der verwendeten Gemüsekulturen geben. Ein Memory-Spiel aus Samen und Pflanzen wird vorbereitet, um herauszufinden, wie die Samen der verschiedenen Gemüsesorten aussehen. Zur Einführung in die Saatgutvermehrung können z.B. Bilder von zwei Gemüsepflanzen in allen Entwicklungsstadien von der Keimung bis zur Ernte von den Teilnehmer*innen sortiert werden. Bei einem gemeinsamen Spaziergang durch den Garten werden je zwei Salat- und zwei Kräuterpflanzen ausgewählt und für die Vermehrung markiert. Am Ende der Einführung erhalten die Teilnehmer*innen ein kleines Büchlein, um die gewonnenen Erkenntnisse zu dokumentieren.

- Ein zweiter Workshop fand im Schaugarten von ARCHE NOAH statt. Während einer gemeinsamen Führung wurden verschiedene Symbolkärtchen verwendet, um verschiedene Arten der Bestäubung darzustellen. Ein Ziel dieser zweiten Veranstaltung war, einen Eindruck von der Vielfalt an Gemüsepflanzen, die angebaut werden können zu vermitteln. Verschiedene Tomatensorten wurden gemeinsam geerntet und die Koordinator*innen zeigten, wie man Samen von den ausgewählten Pflanzen entnimmt. Die Teilnehmer*innen erhielten auch eine Fotodokumentation des Ablaufs der Samenvermehrung. Die Teilnehmer*innen konnten die Sorten probieren und ihre Favoriten auswählen. Sie ernteten die Samen selbst und reinigten sie, um sie anschließend Zuhause zu trocknen. Am Ende besuchten die Teilnehmer*innen die Samenbank.

- Ein dritter Workshop wird organisiert, um die bisher gewonnenen Erkenntnisse zu wiederholen, wofür erneut die gleichen Bilder und Symbole verwendet werden. In dieser Veranstaltung können die Teilnehmer*innen ihre eigenen Samen aus den Salaten und Kräutern ernten. Es werden zudem verschiedene Arten des Saatguttransports gezeigt.

- Das Projekt endet mit einem Gartenfest. Bilder vom gesamten Projekt werden präsentiert, Essen, Gemüse und Saatgut untereinander ausgetauscht und als Abschluss kann z.B. von allen Teilnehmern*innen ein Mandala aus Saatgut gelegt werden.

Benötigtes Material und Methoden

Infrastruktur:
Es sollten Räumlichkeit für Unterrichtseinheiten vorhanden sein, da die Konzentration der Teilnehmer*innen in einem geschlossenen Raum leichter aufrechtzuerhalten ist und nicht alle genutzten Materialien im Freien verwendet werden können. Der Garten wird auch als Workshop-Umgebung genutzt. Für die Tagesausflüge wird ein Transportmittel benötigt.

Material und Personal:
Bilder, Samen, Gemüse, Kärtchen, Samenpflanzen, Broschüren zur Dokumentation, Papier und Buntstifte zum Zeichnen, Werkzeuge und Utensilien zur Ernte und Reinigung der Samen. Für die Workshops sollte sich ein Team von mindestens drei Betreuer*innen zusammenfinden.

Zeit/Arbeitsaufwand:
Der Gesamtaufwand beträgt ca. 300 Arbeitsstunden für Planung und Konzeption sowie die Vorbereitung der einzelnen Workshops und der Tagestour und für die Durchführung der Workshops, Tagesausflügen und Sitzungen zur Auswertung.

Kosten:
Im Falle von Macondo wurde das Projekt durch das Umweltbildungsforum finanziert. Die Gesamtkosten betrugen 13.300 €, wovon 11.500 € für Personal und 1.800 € für Material und den Personentransport verwendet wurden.

Lernergebnisse für die Gärtner*innen

Die Teilnehmer*innen lernen die behandelten Themen kennen. Gleichzeitig können sie die Erfahrung machen, dass Lernen nicht unbedingt mit den Sprachfähigkeiten zusammenhängt und dass sich etwas Neues auch auf eine andere Art und Weise erlernen lässt. Nonverbale Kommunikation ist eine wichtige Fähigkeit, die in der Aktivität erlernt werden kann. Das „Samenprojekt“ wurde jedoch nicht vollständig ohne gesprochene Sprache durchgeführt. Die ausländischen Teilnehmer*innen lernen somit auch etwas Deutsch.

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