Boendebasen Kristianstad, Gemeinde Kristianstad

PDF

Einleitung

Das Wohnprojekt ist eine Einrichtung, die sich vordergründig um Menschen mit Drogenproblemen kümmert. Den Bewohner*innen wird Wohnraum zur Verfügung gestellt und sie werden medizinisch betreut. Die Gemeinde kümmert sich um Arbeit, die zu einer Weiterbeschäftigung führen kann. Der Garten begann auf einem Grundstück in Nosaby, auf dem auch genügend Wohnraum zur Verfügung steht. Um den Bewohner*innen eine sinnvolle Beschäftigung bieten zu können, wurde beschlossen einen kleinen Garten anzulegen.

Das Projekt läuft seit 2017 und ein/eine Therapieassistent*in fungiert dafür als Betreuer*in. Es gibt derzeit jedoch keine Garantie, dass das Projekt auch in Zukunft weiter bestehen bleibt. Boendebasen deckt alle Kosten aus dem Budget, das ihnen für die betreuten Bewohner*innen zur Verfügung steht. Es wird deshalb versucht, verschiedene Fördermittel zu erhalten, um das Budget für den Ausbau des Projekts zu erhöhen.

“Versuchen Sie selbst, einen Garten zu gründen, an dem sich Jede*r beteiligt fühlen kann, denn auch wenn der Garten klein ist, kann er eine große Freude für die sein, die die Möglichkeit haben daran teilzunehmen.”
Empfehlung eines Organisators

“Das Beste, was mir seit meiner Ankunft in Schweden passiert ist, und mir hier mit meiner Sucht weiterhilft, ist die Zeit, die ich im Garten verbringen kann. Ich habe nicht nur sehr viel über Pflanzen und die Pflege eines Gartens gelernt, sondern inzwischen auch sehr gut die schwedische Sprache. Ich hoffe wirklich, dass der Garten auch in Zukunft bestehen bleibt.”
Zitat von einem/einer Teilnehmer*in

Adresse

Boendebasen, Östra Storgatan 2, Kristianstad

Beschreibung des Gartens

Der Garten befindet sich auf einem kleinen Landhausgrundstück und es wird dort vor allem Obst und Gemüse angebaut. Der Anbau wurde in kleinem Umfang begonnen (auf 30 m²) und Stück für Stück erweitert. Zunächst wurde der Bewuchs entfernt, um dann Kartoffeln und andere Pflanzen anzubauen. Die Bewohner*innen bauten ein Gewächshaus um darin Gewürze und anderen Pflanzen anzubauen. Im Winter haben die Bewohner*innen die Zeit genutzt, um an Weihnachtsprojekten, wie der Herstellung von Kerzen und dem Binden von Kränzen, zu arbeiten. Es ist auch geplant, dass die Bewohner*innen im kommenden Jahr aus den von ihnen angebauten Beeren Konfitüren und Marmeladen herstellen.

Die Bewohner*innen und Gartennutzer*innen bewirtschaften außerdem einen weiteren Garten, der sich im Hinterhof eines anderen Wohnprojekts befindet. Eine ehrenamtliche Helferin, mit umfassendem Gärtnerwissen aber ohne formelle Ausbildung, unterstützt die Bewohner*innen. Es nehmen aktuell acht Personen an dem Projekt teil, darunter sowohl Ehrenamtliche als auch Migrant*innen.

Informationen und Betrachtungen

Am Anfang des Projekts stand die Einbindung verschiedener Initiativen. Dazu gehören Institutionen, die sich um Erwachsene mit Suchtproblematik und Personen mit psychischen Erkrankungen kümmern. Es gibt aktuell noch mehr schwedische Bewohner*innen, aber die Zahl der Bewohner*innen mit Migrationshintergrund steigt. Es wird versucht, bei allen das Interesse an Gartenarbeit zu stärken.

Die in der Einrichtung lebenden Migrant*innen haben teilweise traumatische Erfahrungen durchlebt oder wurden missbraucht. Die Gartenarbeit bietet ihnen Beschäftigung, und darüber hinaus können auch Praktika in der Parkverwaltung der Gemeinde Kristianstad absolviert werden. Einige Migrant*innen haben Kenntnisse in der Gartenarbeit mitbringen können, andere erlernen erst die Grundlagen.

Einige der Bewohner*innen können dort nach der Behandlung ihrer Drogenabhängigkeit und ihrer psychosozialen Störungen ein “normales Leben” führen. Die Migrant*innen können mit Hilfe der schwedischen Bewohner*innen ihre Sprachkenntnisse verbessern und sie lernen die schwedische Kultur kennen und wie die Gesellschaft in ihrem Gastgeberland funktioniert.

Das Gartenprojekt entstand unter anderem aus dem Bedarf nach einem Rehabilitationsgarten für Langzeiterkrankte oder Langzeitarbeitslose. Nach den ersten beiden Jahren kann festgestellt werden, dass Migrant*innen, die traumatischen Erfahrungen auf der Flucht aus ihren Heimatländern gemacht haben, einen Bedarf für Rehabilitation in Form von Gartenarbeit haben. Dies hat den Garten zu einem Wohn- und Arbeitsort der Hilfe und Unterstützung gemacht.

Chancen und Möglichkeiten

Ein Ziel der Gründung eines Gartens mit Wohnprojekt war es, eine Beschäftigung zu finden, bei der die Bewohner*innen mit Suchtproblemen gemeinsam etwas tun können. Im Zuge der ersten Gesprächstherapien wurde klar, dass viele die Natur und einen offenen Garten brauchen. Dies veranlasste die Betreuer*innen des Wohnprojektes mit der Planung in diese Richtung zu beginnen.

Die Bewohner*innen wünschen sich einen Zufluchtsort, an dem sie, in ihrem eigenen Tempo mit ihren Händen, arbeiten können und die Möglichkeit haben, ihre Probleme für eine Weile zu vergessen. Dies hilft den Bewohner*innen, die meist keine Familien mehr haben, den Missbrauch hinter sich zu lassen. Gemeinsam können sie lernen, wie man sich um einen Garten kümmert und unter den am Projekt beteiligten Menschen bildet sich eine Gemeinschaft.

Wenn das Projekt finanzielle Mittel für die Weiterentwicklung des Gartens und die Einstellung eines/einer festen Gärtners/Gärtnerin aufbringt, wäre dies eine Möglichkeit, um das Gartenprojekt dauerhaft fortzusetzen und zu erweitern.

Bedrohungen und Herausforderungen

Eine der größten aktuellen Herausforderungen für das Projekt ist das begrenzte Budget. Dies hat die Konsequenz, dass momentan keinerlei gärtnerisches Fachpersonal eingestellt werden kann. So ist es schwierig, Pflanzen, Saatgut und Ausrüstung zu kaufen und richtig zu verwenden. Wäre ein/e ausgebildete/r Gärtner*in vor Ort, wären die Planungen für den Garten einfacher. Die Betreuer*innen der aktuellen Bewohner*innen hätten dadurch auch die Möglichkeit, sich mehr um jede*n einzelne*n Patient*in direkt zu kümmern und z.B. mehr Schwedischunterricht anzubieten.

Es treten hin und wieder verschiedene Situationen auf, die zu Spannungen zwischen den Bewohner*innen führen. Bewohner*innen sind beispielsweise der Meinung, dass der Garten nur für diejenigen sein sollte, die dort auch leben und arbeiten. Es sind viel Gespräche und Mediation nötig, um zwischen den Bewohner*innen der Einrichtung zu vermitteln. Es kann auch zu Meinungsverschiedenheiten im Garten kommen, wenn es um die angebauten Kulturen geht, wer dazu berechtigt ist diese zu ernten, oder wer die Ernte am Ende auch verzehren darf. Eine Möglichkeit solche Konflikte abzuschwächen wäre es, wenn sämtliche Bewohner*innen des Wohnprojekts aktiv am Garten mitarbeiten würden. Es ist aber nicht immer einfach alle Bewohner*innen des Wohnprojektes zur Mitarbeit im Garten zu bewegen.

Eine potentielle Gefahr für das Gesamtprojekt besteht darin, dass die Gemeindeverwaltung Kristianstad in nicht absehbarer Zukunft das Budget reduziert oder gar nicht mehr zur Verfügung stellt. Da damit auch das Gartenprojekt direkt betroffen wäre, würde dies die Folge haben, dass die Bewohner*innen nicht mehr von der Beschäftigungsmöglichkeit und Rehabilitation durch den Garten profitieren könnten.

OBEN