Der Garten wurde gegründet, um einen Raum der Begegnung zu kreieren und um eine interkulturelle Gemeinschaft zu schaffen, den Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und Perspektiven zu fördern. Die Beteiligten können lernen, mit Menschen unterschiedlicher Herkunft zu interagieren. Bei der Gründung des Gartens konzentrierten sich das Tiroler Bildungsforum, die Universität Innsbruck und Studierende der Hochschule für Sozialarbeit auf die Integration von Migrant*innen. Die Studierenden suchten nach Migrant*innen und Flüchtlingsorganisationen in der Region und nahmen Kontakt mit verschiedenen Institutionen auf, um so viele Migrant*innen wie möglich in den Garten einzuladen. Das Fördergeld in den ersten beiden Jahren nach der Gründung war auf die Arbeit mit Menschen ausgerichtet, die innerhalb der vorherigen drei Jahre nach Österreich gekommen waren. Um den interkulturellen Charakter des Gartens zu erhalten, haben die Initiator*innen beschlossen, dass keine ethnische Gruppe einen Anteil von mehr als 20% der Nutzer*innen des Gartens überschreiten sollte.
Der Garten kooperierte mit einem interkulturellen Frauenverein, der einen Teil seines Deutschunterrichts im Garten durchführte und auch über ein eigenes Gruppenbeet verfügte. Auch ein bosnischer Kulturverein kümmerte sich um eines der Beete. Ein geographisches Institut bot Führungen durch den Garten an. Auch ein kulinarisches Projekt („Dinnerclub Innsbruck“) und ein Sprachcafé führten ihre Aktivitäten im Garten durch und bereicherten so das interkulturelle Gartenleben. Am Anfang wurden für alle Gruppenmitglieder Schulungen zum Thema Management, Umgang mit interkulturellen Gruppen sowie zum Umgang mit Konflikten durchgeführt.
Eine Chance des Gartenprojektes besteht darin, voneinander zu lernen, und sich selbst in verschiedenen Rollen zu verstehen, zum einen als Lernende*r, und zum anderen als Expert*in und Lehrende*r. Deutsch zu lernen.d Zeit an einem Ort zu verbringen, an dem Deutsch gesprochen wird, ist ein weiterer Vorteil des Gartens. Die Möglichkeit Freundschaften zu knüpfen, Kontakte aufzubauen und Teil eines beruflichen Netzwerks von anderen Gärtner*innen zu werden, hilft Migrant*innen bei der beruflichen Integration.
Erfahrungen mit Vielfalt sind ein Gewinn für alle beteiligten Gärtner*innen, unabhängig von deren Hintergrund.
Insbesondere für traumatisierte Migrant*innen ist der Garten zudem ein Zufluchtsort und ein Platz, an dem sie bestärkt werden und Frieden finden. Gegenseitige Unterstützung in schwierigen Situationen ist ein weiterer wichtiger Vorteil.
Nach den ersten beiden Jahren wandelte sich der Garten zu einem unabhängigen Verein um und beschäftigte keinen entlohnten Koordinator mehr. Nach kurzer Zeit traten vermehrt Konflikte zwischen den Gärtner*innen auf und die Initiative entschied, dass eine neue Koordinatorin zur Lösung der Probleme beitragen soll. Mit Zuschüssen von Stadt und Bundesland gelang es, eine neue Koordinatorin stundenweise einzustellen. Diese Koordinatorin war hauptsächlich im Projektmanagement ausgebildet und verfügte über Erfahrungen in der Arbeit mit Migrant*innen und interkulturellem Zusammenleben. Sie unterstützte die soziale Interaktion und die Einbeziehung verschiedener Gruppen, verbesserte die Kommunikation und organisierte eine Reihe von Aktivitäten. Dies half dem Garten, wieder reibungslos zu funktionieren.
Unterschiede in der Art und Weise, wie man in der Gartengemeinschaft miteinander spricht, diskutiert oder wie man mit Problemen umgeht, hängen nicht unbedingt mit der Nationalität zusammen, sondern mit den jeweiligen persönlichen Erfahrungen der Beteiligten. Die Bereitschaft, sich gegenseitig verstehen zu wollen wird als eine wichtige Voraussetzung zur Lösung und Reduzierung von Konflikten angesehen.
Um mit den unterschiedlichen sprachlichen Kenntnissen und Kommunikationsgewohnheiten umzugehen, verwendet die Gartengruppe verschiedene Strategien wie:
- Übersetzung wichtiger Informationen und Regeln in verschiedene Sprachen.
- Anwesenheit eines Übersetzers/einer Übersetzerin bei Gruppentreffen.
- Verwendung verschiedener Kommunikationswege wie Messenger, E-Mail, Briefe und Textnachrichten.
Die Verwendung von einfacher Sprache wird als wichtig angesehen, ist aber nicht immer einfach umzusetzen.
Auch abnehmendes Engagement und Motivation sind, wie in vielen anderen sozialen Gruppen, ein Problem. Gemeinsame Aktionen erleichtern die Kommunikation und das Lernen voneinander und schaffen gleichzeitig eine Gemeinschaft. Ein weiterer Schlüssel zum Aufbau einer Gemeinschaft sind Gartenfeste und gemeinsame Essen. Es ist wichtig, Gärtner*innen und Menschen von außen immer wieder zu Aktivitäten einzuladen und nicht zu erwarten, dass die Menschen von sich aus kommen. Klare Strukturen im Garten und klar definierte Aufgaben helfen den Gärtner*innen, sich mit dem Projekt zu identifizieren. Aus Sicht der Interviewten sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren beim Start der Initiative:
- von Beginn an einen starken Fokus auf interkulturelle Begegnung, Integration und Beteiligung zu setzen.
- eine breite Palette an Möglichkeiten der Zusammenarbeit bieten
- professionelle Unterstützung beim Start des Projektes und wenn notwendig, wie z.B. spezielle. Trainings im Umgang mit interkultureller Vielfalt und Konflikten innerhalb der Gruppe.
Die finanziellen Zuschüsse ermöglichten es viele Aktivitäten zur Unterstützung von Migrant*innen zu organisieren, allerdings konnten die Ressourcen nicht genutzt werden, um weniger greifbare oder weniger erkennbare Aspekte des Gartens zu verbessern.
Da Trainings und einzelne Aktivitäten zur Schaffung von Zusammenhalt und der Erhöhung des Bewusstseins für interkulturelle Beziehungen hauptsächlich während der ersten Jahren des Projekts stattfanden, konnten die später beigetretenen Gärtner*innen nicht in dem Maße profitieren, wie jene die von Anfang an dabei waren.